Gemüseanbau auf der Fensterbank: Indoor Gardening

Shownotes

Von Alfalfasprosse bis Pflückmangold – welche Gemüsepflanzen und Kräuter du problemlos auf der Fensterbank anbauen kannst, erfährst du in der neusten Podcastfolge „Dein Fleckchen Grün“!

Mehr Infos zu Microgreens findest du hier: https://www.compo.de/ratgeber/pflanzenpflege/krauter-obst-gemuese/microgreens-anbauen

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00:00:02: Werner P.  Da gibt es auch einen gartenbaulichen Fachbegriff dafür..

00:00:05: Amelie F.  Der da wäre?

00:00:05: Werner P.  Man nennt das ganze Vergeilen. 

00:00:07: Amelie F.  Na, das ist ja ein interessanter Begriff, wie kommt man denn da drauf? 

00:00:11: Werner P.  Ja, das ist so in der Botanik, im Gartenbau, geil werden heißt, es bildet sich ein sehr langer, dünner Trieb. 

00:00:19: Amelie F.  Also hier lernt man Sachen, Werner, mit dir. Ja, ok, weiter. 

00:00:27: Amelie F.  Ich begrüße euch zu einer neuen Folge vom Garten Podcast Dein Fleckchen Grün. Ich bin Amelie Fröhlich, Journalistin und Fernseh- und Radiomoderatorin und ich bin sehr froh, dass er in diesem Podcast immer an meiner Seite ist: Werner Peitzmann. 

00:00:41: Werner P.  Ja, ich freue mich auch sehr, mit dabei zu sein. Vielleicht so ein paar Worte zu mir, von der Ausbildung her bin ich Diplom-Gartenbauingenieur, kümmere mich seit 15 Jahren um Kundenschulungen und Fachberatung, habe vor ganz vielen Jahren nochmal eine gärtnerische Ausbildung absolviert und kann sagen, dass ich immer noch ganz, ganz große Freude habe an praktischen, gartenbaulichen Dingen. 

00:01:00: Amelie F.  Ja, Werner, so ein bisschen in der Erde wühlen oder die Freude, wenn die ersten Tomaten geerntet werden - ich muss gestehen, ich fange an, das zu vermissen, aber die gute Nachricht ist ja: Zumindest so ein bisschen Garten-Feeling können wir uns auch in die eigenen 4 Wände holen, denn man kann während der Winterzeit, aber im Prinzip auch das ganze Jahr, Indoor-Gärtnern. Und damit ist jetzt nicht das Gärtnern mit den Zimmerpflanzen gemeint, die ja auch im Winter natürlich gehegt und gepflegt werden möchten, sondern damit meine ich das Anbauen von, zum Beispiel, Sprossen oder sogenannten Microgreens. Wer jetzt denkt „Microgreens, was ist das denn?“ - das klären wir alles. Genauso wie die Frage, ob wir auch große Pflanzen wie Tomaten im Haus kultivieren können. 

00:01:42: Amelie F.  Aber Werner, wenn ich jetzt Lust habe zu Gärtnern und keinen Balkon oder Garten habe oder auch weil gerade Winter ist und ich draußen nichts zum Anbauen und abernten habe, was kann ich denn drinnen aussäen? 

00:01:54: Werner P.  Das bekannteste, was man drinnen aussäen kann, das ist ganz sicherlich die Kresse. 

00:01:57: Werner P.  Da gibt es ja häufig, so zu Kinderzeiten wird das ja auch ganz gerne so in der Schule mal gemacht hast, dass dann die Schüler und Schülerinnen Kresse aussäen. Beziehungsweise kann man es natürlich auch entsprechend so kaufen. Im, ja, im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt, wie auch immer. Und das ist so quasi das bekannteste, was man so als Microgreen hat. 

00:02:16: Werner P.  Dann wird die Kresse ja so mit der Papierschere abgeschnitten. Das gilt daneben auch für die anderen Arten, die man anbauen kann, so dass man da die Kresse aufs Butterbrot legt oder wie auch immer dann weiter verwendet. 

00:02:27: Amelie F.  Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Microgreens, das sind junge, essbare Keimpflanzen und wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, dann ernte ich die kleine, grüne Pflanze und warte nicht erst auf die Früchte. Denn die Früchte, die hat sie ja noch gar keine, wenn sie noch so klein ist, ne?

00:02:42: Werner P.  Früchte hat sie noch keine und sie hat auch noch nicht so sehr viele Laubblätter, sondern das ist so der Spross, der sich entwickelt hat, die Keimblätter, die hier mal ganz anders aussehen als später die Laubblätter und vielleicht so das erste oder zweite Laubblatt-Paar, was dann entsprechend abgeschnitten wird und dann eben verspeist werden kann. 

00:03:00: Amelie F.  Kresse hast du jetzt gerade schon genannt. Welche Pflanzen eignen sich denn generell ganz gut als Microgreens, hast du da so ein paar Beispiele? 

00:03:07: Werner P.  Also, da gibt es wirklich eine Fülle an Möglichkeiten, ob das jetzt Erbsen sind, ob das jetzt Basilikum, da wären wir dann so bei Gewürzpflanzen. Karotte würde funktionieren, Kerbel, Minze, Radieschen würde auch gehen. Rettich, Rucola oder Senf. 

00:03:20: Amelie F.  Mensch, da hat man ja richtig viel Auswahl. 

00:03:22: Werner P.  Richtig viel Auswahl und das geht auch alles gut. Und was auch beispielsweise gut ginge, dass auch Kinder beim Aussäen, beim Anbau mithelfen könnten, weil die haben ja auch entsprechend Spaß da dran.

00:03:33: Amelie F.  Absolut, also ich glaube, das ist auf jeden Fall ein Erlebnis für die ganze Familie, das kann man sich gut merken. 

00:03:38: Werner P.  Ja, und vielleicht eben, das geht im Grunde alles Mögliche, es ist einfach nur wichtig, dass das, was man erntet, dass das irgendwie einigermaßen lecker schmeckt und dass es nicht giftig ist. 

00:03:47: Amelie F.  Welche Pflanzen haben denn Blättern, die ich nicht essen sollte, weil sie giftig sind? 

00:03:50: Werner P.  Alles, was so diese ominösen Nachtschattengewächse angeht, Solanaceae, das wäre ja Tomate, Paprika, Kartoffeln. Wenn man da was von aussäen würde und würde dann diese Sprossen mit den Blättern essen, das wäre eher unbekömmlich, es würde einem zumindest übel werden, sodass man Bauchschmerzen kriegt.

00:04:08: Amelie F.  Das wollen wir nicht

00:04:09: Werner P.  Das wollen wir eher nicht. 

00:04:08: Amelie F.  Was ist der genaue Unterschied zwischen Microgreens und Sprossen? 

00:04:14: Werner P.  Ja, das Medium quasi, wo man drauf anbaut beziehungsweise wie das Ganze dann stattfindet. Bei Microgreens hat man eine Unterlage, ob das jetzt ein bisschen Anzuchterde ist, also das wäre dann so eine Erdkultur, oder ob das jetzt ein Küchentuch ist oder ob es Watte ist. Auf jeden Fall hat man dann ne Unterlage, worauf ausgesät wird. 

00:04:35: Werner P.  Und bei den Sprossen, da ist es anders, da gibt es extra so Sprossengläser, wo dann reingesät wird und wo das Ganze dann natürlich auch feucht gehalten werden muss, so dass es dann innerhalb weniger Tage oder in maximal 14 Tagen dann entsprechend zur Keimung kommt. Und so, dass dann das Ganze auch dann verspeist wird. Heißt also die Wurzel wird mitgegessen und eben der Spross, der sich entwickelt hat, wird auch mitgegessen. 

00:05:01: Amelie F.  Und passend zu diesen Themen haben wir ja auch hier immer ein bisschen was aufgestellt, ich hab nämlich tatsächlich gerade so ein Glas vor mir mit Sprossen. Das kann man glaube ich einfach extra dafür kaufen, ne, man könnte auch theoretisch das selber herstellen. Wichtig ist, glaube ich, dass im Deckel Löcher sind, aber du kannst mir bestimmt ganz genau erklären, worauf ich beim Anbau von Sprossen im Glas achten sollte. 

00:05:26: Werner P.  Ja, einerseits natürlich wichtig, dass das stetig feucht gehalten wird, dass die Temperatur so 18 bis 22 Grad beträgt, das Ganze auch nicht in der vollen Sonne platziert wird, was insbesondere dann im Sommer sicherlich sehr schwierig wäre, weil es dann einfach da zu warm wird und diese kleinen Keimlinge schon auch sehr empfindlich sind. Wo man nicht irritiert sein sollte, das sehen wir jetzt hier bei dem Glas, was wir haben, aber das wird dann auch jeder sehen, der das selber mal macht. 

00:05:54: Werner P.  Man hat ja dann den Samen, der zur Keimung gekommen ist und der Samen ist ja auch von einer Hülle umgeben. Und diese Hülle bleibt dann auch vorhanden, die verschwindet ja nicht, also dass man nicht denkt, was ist das, was jetzt so ein bisschen unschön vielleicht aussieht, was ein bisschen bräunlich aussieht vielleicht, das liegt einfach in der Natur der Sache, dass das natürlich zunächst erstmal noch erhalten bleibt, vorhanden ist. Aber das ist so, das gehört einfach mit dazu, dass man diese Hülle dann entsprechend hat. Und wichtig, das gilt generell, ob jetzt Sprossenanbau oder Microgreens. Dass man wirklich versucht, sehr hygienisch zu arbeiten und wirklich alles unternimmt, dass da kein Fäulniserreger, kein Pilz, irgendwie mit in das Glas kommt oder in die Schale mit hineinkommt, weil eben dieser Pilz sehr rasch dazu führen könnte, dass das Ganze zu faulen beginnt, zu schimmeln beginnt, weil das Milieu ist ja feucht, es ist warm und dann würden diese Pilze natürlich auch sehr schnell Fuß fassen können und der ganze Erfolg wäre dann dahin. 

00:06:47: Amelie F.  Hm, lass uns einmal Schritt für Schritt bitte durchgehen. Also ich habe mir jetzt gemerkt - die Sprossen, die spüle ich sehr gut ab, und jetzt habe ich das Glas. Wie gehe ich dann vor? Also wirklich so Schritt für Schritt, wie würde ich das machen?

00:07:01: Werner P.  Also der Samen, den man hat, der wird zunächst eingeweicht. Das können so 8 Stunden sein, 12 Stunden sein, damit das Ganze zu Quellen beginnt, das Saatgut zu Quellen beginnt. Und teilweise hat das auch einen fachlichen Hintergrund, dass die sogenannte Keimruhe gebrochen wird, heißt also, dass das Ganze dann entsprechend auch zur Keimung kommen kann, macht man das ganz oft eben, das dann so eingeweicht wird. 

00:07:26: Amelie F.  Wie viele Samen gebe ich in ein Glas? 

00:07:28: Werner P.  Irgendwie so, dass man den Boden so ganz leicht bedeckt damit, dass so quasi Samen an Samen liegt. Und das hört sich vielleicht auf der einen Seite relativ dicht an, aber auf der anderen Seite muss man natürlich überlegen - die Pflanze bleibt ja nicht lange da vorhanden und von daher ist das Wachstum ja sehr überschaubar. Das bedeutet dann aber auch, man wird das ja dann auch bald ernten und dann macht das nichts, wenn das relativ dicht ausgesät wird. 

00:07:54: Amelie F.  Ich hatte ja eben schon erwähnt. Wichtig ist, dass der Deckel löchrig ist. Und du erklärst uns jetzt, warum das so wichtig ist. 

00:08:03: Werner P.  Ja, weil so zweimal am Tag sollte man das Ganze dann entsprechend spühlen. Also so, dass das mit frischem Wasser versorgt wird und das Wasser muss dann auch wieder abfließen können, eben durch diesen löchrigen Deckel. 

00:08:17: Amelie F.  Das heißt, ich kippe das?

00:08:19: Werner P.  Ja, man muss es dann schräg stellen, dass dann eben das Wasser, was dann nicht mehr benötigt wird herausfließen kann. Und gut wäre das, wenn man das morgens einmal macht und abends einmal macht, dass da idealerweise so 12 Stunden dazwischen liegen - muss man natürlich mal gucken, wie man das für sich selber einrichten kann, aber eben dieses zweifache Spülen am Tag, das ist tatsächlich sehr wichtig.

00:08:36: Amelie F.  Hm, und dann am besten so einen Unterteller als Unterlage. 

00:08:38: Werner P.  Ja, damit das nicht irgendwie auf die Anrichte läuft oder Fensterbank, wo man es auch stehen hat. Dass das eben dann, ja, nicht irgendwie unter Wasser steht, das möchte man ja nicht, also dass man irgendwie einen Untersetzer nimmt, das wäre auf jeden Fall schon sehr wichtig.

00:08:52: Amelie F.  Ja, und das wollte ich dich als nächstes fragen, weil mich interessiert: Wo stell ich denn das Glas hin? Auf die Anrichte sagst du, Fensterbank? 

00:08:59: Werner P.  Das kann man machen. Was einfach gut wäre, dass da eine verlässliche Temperatur ist von irgendwie etwa 20 Grad, dass da die Sonne nicht direkt drauf steht. Das ist im Winter natürlich im Grunde relativ unkritisch, weil die Sonne dann wenig Kraft hat. Aber das mit den Sprossen kann man ja während des gesamten Jahres machen und von daher sollte man sich das so ja verinnerlichen, dass das dann eher ein sonnengeschützter Standort ist, gleichmäßig warm ist und natürlich eben wichtig, dass man sehr regelmäßig diese Spülvorgänge macht und nicht sagt „ach, das mach ich jetzt morgen“, das kann nämlich eben dazu führen, dass sich eben sehr schnell dann dieser Fäulnispilz dann doch bildet und das Ganze dann eben zu faulen beginnt und dann ist es auch nicht mehr essbar.

00:09:38: Amelie F.  Ne, und das wollen wir auf keinen Fall. Wann sind denn die Sprossen essbar, quasi erntereif? 

00:09:42: Werner P.  Das ist nach wenigen Tagen der Fall, 5-6-7 Tage, manchmal dauert es auch 8 oder 10 Tage, geht also verhältnismäßig schnell, dass dann eben diese Keimung begonnen hat. Deswegen ist es auch wichtig, das Saatgut vorher einzuweichen, damit einfach dann eine verlässliche Keimung zustande kommt und, dass sich dann dieser Keimling so bilden kann. 

00:10:00: Amelie F.  Und dann ab in die Wok-Pfanne oder schön auf den Salat. Sehr lecker. Wie gehe ich bei den Microgreens vor?

00:10:06: Werner P.  Ja, das geht natürlich deutlich besser auch in der Wohnung und insbesondere auch während der Wintermonate, da ist es ja so, dass man ja eine Unterlage oder wie man es auch nennen will, gebraucht, das kann Erde sein, das kann aber auch Watte sein, oder auch so ein Küchenkrepptuch, was man dann verwendet, wo eben drauf gesät wird. Und die Erde, das Küchenkrepp, was auch immer, das legt man irgendwie in eine wasserdichte Schale ein und feuchtet das entsprechend auch gut an. Und dann wird da entsprechend drauf ausgesät. 

00:10:36: Werner P.  Was man vielleicht für sich zunächst entscheiden sollte, ob man mit Erde arbeiten möchte, weil das ist so in der Wohnung, im Küchenbereich vielleicht nicht jedermanns Ding, muss man für sich selber entscheiden. Aber da hätte man ja eben dann die Alternativen mit der Watte, oder mit dem Küchenkrepp, dass man das dann auch so ein bisschen sauber machen kann, wenn man sagt Erde im Küchenbereich will ich jetzt nicht so gerne. 

00:10:56: Amelie F.  Und immer schön feucht halten, ne? Wir brauchen viel Feuchtigkeit. 

00:11:00: Werner P.  Viel nicht, aber regelmäßig. Und von daher wäre das gut, wenn man so eine Sprühpistole hat, so einen Handsprühflasche oder, dass man eben nicht mit der Gießkanne daherkommt, das würde nicht gut funktionieren, da kommt einfach viel zu viel Wasser heraus, sondern dass man das wirklich sehr behutsam mit so einer Sprühflasche einsprüht, damit es einfach sehr gleichmäßig feucht gehalten wird und da ist wirklich die Häufigkeit wichtiger als die Wassermenge, muss man sagen. Das darf nie austrocknen, weil gerade so Saatgut in der Keimphase was das Austrocknen angeht, sehr empfindlich ist und wenn es jetzt wirklich mal so wäre, man will jetzt übers Wochenende unterwegs sein, das würde austrocknen, dann kann das gut sein, dass der ganze Keimerfolg dahin wäre. 

00:11:41: Amelie F.  Wichtiger Tipp. Da ist auch das Stichwort Folie, ne? Was hat es damit auf sich? 

00:11:46: Werner P.  Ja, das macht man ja ganz gerne, dass man da so eine Folie auch drüberspannt. Das macht auch der Gärtner im Gewächshaus, das er dann über seine Aussaaten oder manchmal auch bei Stecklingen so eine Folie darüber zieht, dann hat man da drunter, das heißt dann auch so, das Fachwort „gespannte Luft“, weil einfach eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden ist und die sorgt dann dafür, dass das Ganze nicht so rasch austrocknet. Aber das ist wirklich so ein bisschen eine Gratwanderung, das zu machen. Einmal diese gespannte Luft, hohe Luftfeuchtigkeit und auf der anderen Seite ist das natürlich auch ein perfektes Milieu für Pilzkrankheiten, die das Ganze dann natürlich auch zum Umkippen bringen können, dass eben sich so Krankheiten dann ansiedeln, die dann eben auch den Erfolg ja wieder schwinden lassen, wenn eben diese Pilzkrankheit Fuß gefasst. 

00:12:31: Amelie F.  Also immer mal lüften. 

00:12:32: Werner P.  Lüften wäre da wirklich das Zauberwort, dass man dann einmal am Tag oder zwei Mal am Tag diese Folie abnimmt, etwa so für eine halbe Stunde. Das ist dann einfach so, dass diese Feuchtigkeit abziehen kann und dann wird die Folie auch wieder drauf gezogen. Aber auch eben dieses Lüften, tatsächlich ganz wichtig, damit da einmal am Tag oder zwei Mal am Tag dieser Luftaustausch stattfinden kann, damit es einfach einigermaßen verlässlich funktioniert. Ich sag mal so, wenn man das dann auch konsequent macht mit dem Lüften, auch nicht übermäßig wässert also da einsprüht, dann geht das ganz gut. 

00:13:04: Amelie F.  Wann kann ich denn die ersten Microgreens ernten? 

00:13:07: Werner P.  Das geht relativ rasch. Ich sag mal so nach 10 Tagen, 14 Tagen sollte das gut gelingen, dass man dann entsprechend das Erste ernten kann und dann macht man es ja so, dass man das so abschneidet, idealerweise mit einer Papierschere, einen Fingerbreit oberhalb des Saatgutes. Und dann kann man das Ganze sogar auch noch mal stehen lassen und bei vielen Pflanzenarten entwickelt sich dann auch ein neuer Trieb, bei Erbsen beispielsweise kann man das ganz gut machen, dass man dann nach 14 Tagen sieht, da ist ja wieder was nachgewachsen und das man da auch nochmal ein zweites Mal ernten kann. 

00:13:40: Amelie F.  Das ist auch echt wirklich schön - ich bin nicht so der geduldigste Mensch musst du wissen - dass man da wirklich so schnell ernten kann ne.

00:13:47: Werner P.  Ja, Geduld kenne ich auch, gerade bei so gartenbaulichen Themen, dass dann auch vorwärts geht, aber ich sag mal so, wenn man das dann einmal so am Laufen hat, vielleicht auch einmal in der Woche was ausgesät hat, dann kann man ja kontinuierlich ernten und dann bleibt man ja auch am Ball und dann ist das mit der Geduld glaube ich auch relativ rasch dann erledigt, weil man dann auch kontinuierlich was erntet und möglicherweise dann sagt, ach, jetzt können wir auch mal eine Woche aussetzen, weil es dann vielleicht zu viel wird. 

00:14:13: Amelie F.  Ich finde das auch so schön, das dann zu beobachten, wie sich das so entwickelt, das ist ja auch ganz toll. 

00:14:18: Werner P.  Ja, das ist eine ganz spannende Geschichte, ebenso diesem Keimprozess auch Zuzugucken. Das kann man schon sagen, weil das sieht schon abenteuerlich aus, das ist gar keine Frage.

00:14:27: Amelie F.  Ja, ich finde das schon irre, was die Natur dann da so zustande bringt. Noch ne bisschen andere Frage, kann ich denn eigentlich auch quasi so richtiges Gemüse anbauen, also ich meine nicht nur so kleine Keimlinge oder Sprossen, sondern auch größere Gemüsearten. 

00:14:40: Werner P.  Auch das geht, beispielsweise Mangold oder Kohl kann man anbauen, wobei, dann geht es natürlich nicht darum, so einen ganzen Kopf zu produzieren oder so eine Mangoldpflanze, die ist ja auch relativ groß. Das würde natürlich nicht funktionieren, sondern man würde das Ganze dann so weit zur Keimung bringen, wachsen lassen, dass man so einzelne Blätter dann abpflücken kann. Das wird sicherlich nicht die Riesenmenge sein, aber so als frisches Grün ist das natürlich schon ganz schön und ganz interessant, dass man da auch dann insbesondere während der Wintermonate ein bisschen was hat und gleichzeitig ist das ja auch ganz schön, wenn man dann noch so ein bisschen gärtnern kann. Naheliegend ist es natürlich auch, Pflücksalate anzubauen, die wir bislang noch nicht genannt hatten. 

00:15:20: Amelie F.  Auf jeden Fall. Und Kräuter gehen auch, ne?

00:15:22: Werner P.  Kräuter gehen auch, ob jetzt Basilikum oder Rosmarin oder Schnittlauch, also die ganz gängigen Kräuterarten, die kann man dann auch so anbauen, dass man eben dann einzelne Blätter erntet, was sicherlich der Fall ist und so ehrlich muss man an der Stelle dann auch sein. Während der Wintermonate wird das von der Aromaausprägung sicherlich dann nicht so sommerlich schmecken, beim Basilikum oder auch beim Rosmarin, als wenn man das jetzt, ja, im Juli oder August erntet und die Pflanzen dann draußen gestanden und die Sonne genossen.

00:15:50: Amelie F.  Und wie sieht es mit Tomaten oder Zucchini aus? Man liest ja auch manchmal, dass man zum Beispiel Tomaten auch in der Wohnung anbauen kann. 

00:15:59: Werner P.  Ja, das liest man manchmal aber auch da muss man sagen, ehrlicherweise macht es ja wenig Sinn, diese Fruchtgemüse-Arten, das sind ja schon auch sehr raumgreifende Pflanzenarten, die viel Platz brauchen. Die Tomate wird auch gerne mal zwei Meter hoch und das ist in der Wohnung natürlich schon deutlich schwieriger, dass das einfach nicht gelingt. Melonen, auch natürlich irgendwie interessant, aber die wollen natürlich auch ihre Ausläufer überall hin entwickeln und das kann man sich ja nicht vorstellen, dass dann die Melonentriebe dann irgendwo im Schlafzimmer ankommen. Und solche Sachen mag man sich ja nicht vorstellen, muss man ehrlicherweise sagen, das macht jetzt wenig Sinn mit diesen Fruchtgemüse-Arten, mit den klassischen Fruchtgemüse-Arten dann in der Wohnung anzufangen. Was man überlegen kann, ob man jetzt so eine Zwerg- Tomate sich anschafft, die wird dann vielleicht nur so 30 cm hoch. Da hat man sicherlich dann deutlich eher die Möglichkeit, auch mal die eine oder andere Tomatenfrucht zu ernten. 

00:16:52: Werner P.  Ich sag mal so, das ist dann eher Liebhaberei und so ein bisschen Spaß am Gärtnern, aber den wirklichen Ertrag wird man da nicht erzielen und, naja, kann man das machen und ich würde auch jetzt nicht ganz dagegen reden. Aber ja, das ist dann eher so ein bisschen Hobby und ein bisschen Spielerei

00:17:08: Amelie F.  Und die Bestäubung müsste man selber übernehmen. 

00:17:09: Werner P.  Die Bestäubung ist natürlich auch nochmal das Thema - aus zweifacher Hinsicht einmal, weil es natürlich ein geschützter Raum ist, in einer Wohnung, dass dann egal welche Jahreszeit ist, wahrscheinlich nie Bienen oder Hummeln oder anderes hier in der Wohnung ist. Und ja, vom Raum her ist es schwierig, und von der Jahreszeit auch noch mal. 

00:17:27: Werner P.  Man müsste dann also mit so einem kleinen Pinselchen anfangen, um dann die Bestäubung vorzunehmen. Das geht, bei der Züchtung wird das ja auch so gemacht, aber man muss einfach dran denken. Und dann, was sicherlich dann die Herausforderung ist, dann müsste ich auch ein bisschen gucken, wann der richtige Zeitpunkt ist. 

00:17:42: Werner P.  Wann der Pollen reif ist, dass der dann auch abgenommen werden kann mit dem Pinselchen, weil wenn ich das zu früh mache oder zu spät mache, klappt es gar nicht. Und ja, das muss man eben mitbedenken, ist sicher richtig, damit das Ganze dann auch zuverlässig funktioniert und eine Fruchtbildung überhaupt zustande kommt. 

00:17:59: Amelie F.  Beim Anbau von Kräutern oder Pflücksalaten, was ist denn da wichtig?

00:18:04: Werner P.  Ja, dass das Pflanzgefäß, das Gefäß, wo man dann einsät auswählt, dass da Abzugslöcher vorhanden sind, das eben überschüssiges Wasser auch nach unten hinwegziehen kann. Weil Staunässe, das ist so ein bisschen mein Lieblingsthema auch bei unserem Podcast, da sage ich immer Staunässe, das wird von vielen Pflanzenarten nicht gut vertragen. Wäre da auch so und dann muss man wirklich genau gucken, dass man da diese Gratwanderung hinbekommt zwischen ausreichend Feuchtigkeit, aber eben übertriebene Nässe, das wäre eben ganz schwierig, und deswegen ist es wichtig, dass dann überschüssiges Wasser gut abziehen kann und auch da wichtig, dass man Untersetzer hat, das dann eben nicht auf die Anrichte läuft oder auf die Fensterbank oder wo auch immerhin fließt, weil da möchte man es ja nicht haben.

00:18:46: Amelie F.  Wie gehe ich weiter vor? 

00:18:48: Werner P.  Dann braucht man eine Erde, idealerweise eine Anzuchterde, beispielsweise die COMPO Bio Anzucht und Kräutererde. Die ist einmal von der Struktur her natürlich sehr gut geeignet, dass man das Saatgut da aufbringen kann und zum anderen, das ist dann auch wichtig, enthält eine Anzuchterde auch nur wenig Nährstoffe. 

00:19:07: Werner P.  Wenn man gesät hat, braucht die Pflanze auch zunächst erstmal sehr wenig Nährstoffe. Alles, was die Pflanze zunächst benötigt, ist ja in dem Samenkorn mit drin, ist so eine Erstversorgung, für die erste Zeit ist die Pflanze damit ausgestattet. Irgendwann später muss man sicherlich dann auch Nährstoffe zufügen, aber grundsätzlich erstmal zur Keimung ist das in Ordnung und da muss es wirklich eine Erde sein, die nur sehr wenig Nährstoffe enthält. 

00:19:31: Amelie F.  Und wenn ich eins gelernt habe, in den letzten Monaten, dann ist auch der Standort immer sehr entscheidend. Wohin damit?

00:19:39: Werner P.  Einerseits, was die Temperatur natürlich betrifft, dass es einigermaßen warm ist, auch da gilt das wieder mit den mit den 20 Grad. Und, dass man dann auch durchaus schaut, dass es ein einigermaßen heller Standort ist, damit das Ganze dann auch verlässlich aufgeht. Viele Pflanzenarten sind auch Lichtkeimer, die brauchen da ein bisschen Licht eben, um entsprechend zur Keimung zu kommen und damit sich auch das Blattgrün bilden kann, da ist das Licht natürlich auch wichtig. 

00:20:04: Amelie F.  Thema Folie nochmal: Hier auch geeignet? 

00:20:07: Werner P.  Hier auch geeignet und auch da gilt regelmäßig dann lüften, damit eben diese Luftfeuchtigkeit dann zumindest mal wieder sinken kann und eben so Luftaustausch ist dann wichtig, damit das nicht so rasch zu Fäulniserkrankungen kommt.

00:20:22: Amelie F.  Kommt jetzt ist es ja auch so, dass es im Herbst und Winter einfach nicht so lange so hell ist oder die Sonne so viel scheint und weil du gesagt hast, die mögen es gerne hell und warm: Pflanzenlampen gibt es ja auch, würdest du die empfehlen, wenn es jetzt wirklich so ganz düster ist viele Monate? 

00:20:39: Werner P.  Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, weil es müsste man aber auch wirklich so Pflanzenlampen sein, die ein Licht abgeben, ich sag das immer so, wo die Pflanzen was mit anfangen kann, also irgendwie die alte Nachttischlampe, die wäre nicht dafür geeignet und auch irgendwie die alte Leuchtstoffröhre, die man vielleicht irgendwie darüber platzieren könnte, wäre auch nicht so gut geeignet, weil die Licht abgeben, was irgendwie hell ist, ja schon, aber wo die Pflanze wenig mit anfangen kann. Da kommt es auf die Wellenlänge darauf an, dass das zueinander passt, dass die Lampe eine Wellenlänge abgibt, was das Licht eben betrifft, was dann auch für die Pflanze nutzbar ist. Und dann muss man wirklich gucken, dass es so eine Pflanzenlampe ist. Das ist jetzt auch erschwinglich, man kann das auch ja im Internet kaufen, also das ist jetzt nichts ganz Ausgefallenes. Aber da kommt es wirklich drauf an, wenn dann entsprechend ausreichend Licht vorhanden ist. 

00:21:31: Amelie F.  Was würde denn ohne so eine Pflanzenlampe passieren? Und wenn es draußen wirklich einfach keine guten Lichtverhältnisse sind? 

00:21:39: Werner P.  Es würden sich Triebe entwickeln, die wären aber sehr, sehr dünn und dadurch, dass sie so dünn sind, sind die auch entsprechend krankheitsanfällig. Und da gibt es auch einen gartenbaulichen Fachbegriff dafür.

00:21:49: Amelie F.  Der da wäre?

00:21:51: Werner P.  Man nennt das ganze Vergeilen. 

00:21:52: Amelie F.  Ah, das ist ja ein interessanter Begriff, wie kommt man denn da drauf? 

00:21:55: Werner P.  Ja, das ist so in der Botanik, im Gartenbau. Geil werden heißt, es bildet sich ein sehr langer, dünner Trieb. 

00:22:04: Amelie F.  Also hier lernt man Sachen, Werner, mit dir. Ja, ok, weiter. 

00:22:08: Werner P.  Aber eben dieses Licht ist entscheidend wichtig für die Chlorophyll-Bildung, also, damit sich dann der grüne Farbstoff, in den Pflanzen, in den Trieben, in den Blättern bilden kann, und da ist Licht der entscheidende Faktor und das macht man ja so einfach. Um mal ein Gegenbeispiel zu nennen, wo man auf das Licht komplett verzichtet: Chicorée. Weiß nicht, ob du den magst, ist ja so ein bisschen bitter. 

00:22:27: Amelie F.  Bitter, ne das ist mir zu bitter.  

00:22:29: Werner P.  Ja, aber Chicorée ist ja ganz weiß, weil eben das Licht fehlt oder auch bei dem Bleichspargel, so heißt er, also der weiße Spargel, ist ja deswegen weiß, weil er in dem Erddamm wächst und da kein Licht ist und deswegen bleibt er weiß und der Gourmet freut sich. Und dann gibt es eben den grünen Spargel.

00:22:46: Amelie F.  Den mag ich lieber. 

00:22:49: Werner P.  Im Grunde botanisch nichts anderes, nur der wächst dann bei Tageslicht und entwickelt dann das Chlorophyll und im Grunde gilt das hier auch bei unseren Pflanzen, bei den Pflücksalaten. Heißt, da ist das Licht einfach entscheidend wichtig damit sich dann die Farbe des Grünen entsprechend entwickeln kann. 

00:23:04: Amelie F.  Sehr, sehr interessant. Muss ich denn die Microgreens oder auch das Pflückgemüse düngen? 

00:23:09: Werner P.  Düngen ja, was man gut nehmen könnte, wäre so ein Kräuterdünger in Bio oder, muss man tatsächlich sagen an der Stelle, wenn es jetzt ein ganz klassischer, mineralischer Dünger ist, geht das auch. Das ist ja ein Dünger, der so im Gießverfahren verwendet wird. Der wird dann in entsprechender Dosierung dem Gießwasser mit zugegeben und wird dann entsprechend mit dem Dünger gedüngt und so, dass dann eine Nährstoffzufuhr stattfindet. 

00:23:38: Amelie F.  Also eigentlich ganz einfach und das tolle ist, Microgreens, die machen nicht nur Spaß, weil sie echt easy, kann man sagen, anzubauen sind, sondern sie sind auch richtig gesund, quasi Vitaminbomben in Miniatur-Form und die können wir doch alle ganz gut gebrauchen, also ist eine super Idee für den Winter, wenn man sich einfach mal mit so ein paar frischen Vitaminen versorgen möchte. Und wenn ihr da mehr Infos zu haben wollt, zu Indoor-Gardening, dann schaut mal in die Shownotes, da haben wir euch einen Link vorbereitet. Werner, und das war sie auch schon, unsere letzte Folge für dieses Jahr. Kaum zu glauben, oder? Super schnell rumgegangen, das Jahr mit Dein Fleckchen Grün. Ist das bei dir auch so gewesen? 

00:24:15: Werner P.  Ja, das ist wirklich sehr schnell rumgegangen, das hat ungeheuer viel Spaß gemacht, die Podcasts aufzunehmen.

00:24:21: Amelie F.  Total.

00:24:22: Werner P.  Ich denke, wir haben noch ganz, ganz viele Themen, die wir auch weiter bearbeiten, besprechen können.

00:24:27: Amelie F.  Unbedingt. Ich würde jetzt diese Stelle ganz gerne mal nutzen, um vielen Dank zu sagen an dich, an das gesamte Team und natürlich auch an euch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Mir hat es auch wirklich großen Spaß gemacht und es klingt jetzt fast ein bisschen nach Abschied, aber Werner, du hast das schon angedeutet, wir sind natürlich im Januar auch wieder da, wollen euch jetzt aber auf jeden Fall einen ganz schönen Jahresabschluss wünschen und guten Rutsch. Und Werner, möchtest du den Menschen jetzt nochmal ein bisschen was mit auf den Weg geben zum Jahresabschluss? 

00:24:55: Werner P.  Auf jeden Fall auch einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr mit ganz viel Gartenglück. 

00:25:00: Amelie F.  Genau, wir hören uns nächstes Jahr, machts gut bis zum nächsten Mal bei Dein Fleckchen Grün.

00:25:07: Werner P.  Tschüss!

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